„Es wird Zeit, dass wir wieder zusammen spielen.“
In meiner Jugend war das Basketballspielen mein Lebensinhalt. Ich bewunderte Jordan, Magic, Bird. Ich wollte sein wie Pippen, KJ oder Rodman. Ich verbachte je-de freie Sekunde mit einem Ball. Ich kannte jeden Korb, jede Halle, jeden Platz. Ich war nie allein. Meine Mannschaft war meine Familie. Unser Trainer wie ein großer Bruder. Wir verbrachten die Sommer und die Winter zusammen, kannten unsere Stärken und unsere Schwächen. Fühlten wir uns allein, besuchten wir die anderen. Wir waren verschieden, stritten uns, pushten uns. Wir hassten und wir liebten uns. Basketball und die Freude am Spiel verbanden uns. Wir waren ein Team. Ergänzten uns. Kannten uns. Beschützten uns. Jahrelang. Wir waren Freunde. Wir waren Brüder.
Wir wohnten in vielen Häusern, in unterschiedlichen Orten. Besuchten die Familien der anderen, kannten keine verschlossenen Türen. Verschiedene Mütter trösteten uns. Zahlreiche Väter trainierten mit uns. Nie waren wir allein.
Nie waren wir isoliert. Wir waren „WIR“. Eine Verbindung, die aus unserem Inneren wuchs. Ein starkes Band, das keinen Gegner, kein Feindbild brauchte. Wir hatten etwas viel Wertvolleres. Wir hatten uns.
Heute vermisse ich diese Momente. Nachts in unsere dunkle Halle zu schleichen. Einfach zu spielen. Achtsamkeit zu üben. Abläufe zu trainieren. Hören, anstatt zu sehen. Werfen, anstatt zu reden. Wir brauchten kein Handy, kein Skype, keine Chats und keine Mails. Unsere Bilder waren nicht im Netz. Im Netz war nur der Ball. Wir trugen unsere Bilder in uns. Erinnerungen. Sonnenstrahlen.
Wir liebten unser Trikot, liebten unsere Farben. Wir spielten großartig. Zahlreiche Angebote kamen über die Jahre. Auswahl, College, höhere Ligen. Niemals verließen wir unsere Familie.
Meine Mannschaft. Freunde. Brüder. Familie.
Ich vermisse sie. Ich brauche sie. Auch heute.
Durch sie lernte ich so viele wertvolle Dinge. Was wäre ich ohne sie?
Freude sind ein seltenes Geschenk. Alle Freunde. Meine und Eure. Es braucht nicht viele davon. Die Menge ist nicht entscheidend. Auch nicht die Anzahl der Kontakte. Es ist die Bedeutung, die bestimmte Menschen zu unseren Freunden werden lässt. Eine Bedeutung, die wachsen muss, für die es nur wenige Regeln gibt. Freundschaften kann man nicht planen. Sie entstehen, verändern sich, enden und beginnen neu.
Freunde bewegen uns. Sie erreichen uns. Sie sind Vertraute. Wir teilen mit ihnen Interessen, Ansichten, und Erfahrungen. Freunde, beste Freunde, trifft man nicht in den sozialen Medien. Solche Freundschaften entstehen nicht über Chats, Mails und Emojis. Sie entstehen über den direkten Kontakt. Analog und real. Es braucht Mimik, Körpersprache, Stimme. Es braucht gemeinsame Erlebnisse. Es braucht reale Kontakte und Gespräche.
Wir treffen unsere Freunde im Sandkasten, in der Bauecke, in Klassenräumen und Sporthallen. Freundschaften entstehen in Parks, Cafés, Konzerten oder gemeinsamen Reisen. Sie entstehen durch Begegnungen.
Freunde stärken uns. Sie geben uns Sicherheit und schaffen emotionales Vertrau-en. Sie helfen uns bei privaten und beruflichen Entscheidungen. Mit ihnen vermeiden wir Fehler, selbst wenn sie nicht da sind. Denn wir wissen, wir könnten sie je-derzeit um Rat bitten.
Freunde. Beste Freunde. Brüder und Schwestern. Bro und Sis.
Freunde sind meine Familie, meine Energie, meine Ruhe und meine Kraft. Ich vermisse sie. Leide unter der Isolation. Das war mir bewusst. In meinen Gedanken. Nicht in meinen Gefühlen.
Bis gestern. In meiner Heimatstadt. Ein spontanes Treffen. Eine reale Umarmung. Ein kurzer Austausch. So wertvoll. So viel gute Energie. Reales zuhören. Wirkliches interagieren. Ein kurzer Moment – so voller Kraft.
Danke euch beiden dafür.
Meine Mannschaft, meine Familie, meine Brüder. Sie gaben mir Halt, Sicherheit, Liebe. Sie holten mich aus dunklen Ecken und düsteren Gedanken. Sie waren meine Motivation und lehrten mich so viele Dinge. Auch nach ihnen gab es neue Freundschaften, neue Erlebnisse, tiefe Verbundenheit. Überraschende Geschenke und unerwartete Hilfe.
Ich hatte Glück. Viele gute Menschen durfte ich treffen.
Wo wäre ich ohne sie?
„Es wird Zeit, dass wir wieder zusammenspielen.“
Worte, die ich vor ein paar Wochen gepostet habe. Worte eines Kindes. Schon damals wirkten sie so einfach und klar. Eine unmissverständliche Botschaft, die mich tief berührte.
Seit gestern ist sie noch etwas mehr, betrifft uns alle.
„Es wird Zeit, dass wir wieder zusammenspielen.“
„Es wird Zeit, dass wir uns wieder begegnen.“
Mit einem Anruf fängt es an.
Ruben